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30. Oktober 2018, gepostet in Badminton, TaktikBadminton Taktik Blog 2

Teil 2: Taktische Grundlagen im Einzelspiel

Hier lernt ihr, wie ihr euch in einem Match 1 gegen 1 richtig behauptet! Wir zeigen euch die taktischen Grundlagen im Einzelspiel.

 Aktion und Reaktion

Taktik wird benötigt, damit ein Spieler nicht „kopflos“ spielt und einem „Wechselbad der Gefühle“ ausgesetzt ist, sondern über konkrete, rational gefasste Vorsätze sein Verhalten besser steuern kann. [Zitat: Thomas Hustert]

Egal ob im Einzel- oder im Doppelspiel, spielt man eine Partie Badminton gibt, es zwei Fragen die man sich ständig vor Augen führen sollte:

  1. Kann ich gegenüber meinem Gegenspieler Vorteile erzielen?
  2. Wie kann ich verhindern, dass mein Gegenspieler Vorteile gegen mich erzielt?

Im Jahre 2002 definierte der ehemalige Bundestrainer im Badminton, H. Hasse, dass jede Spielsituation als Aufgabe verstanden werden muss. Für jede dieser Aufgaben gibt es günstige und ungünstige Lösungen. Das heißt, der Spieler muss jede Spielsituation richtig wahrnehmen und eine Entscheidung treffen, hat aber für diese meist nur wenige Millisekunden Zeit.

Gerade als Anfänger achtet man automatisch mehr auf seine Ausführung und auf die Flugbahn des Federballes. Das kostet aber Kapazitäten und erhöht die eigene Reaktionszeit. Dieses Verhalten kann aber durch Training und Erfahrung automatisiert werden. Aus diesem Grund sollte man dafür sorgen, dass einem die Technik in Fleisch und Blut übergeht.

Das Beherrschen der einzelnen Schlagarten ist also für ein gutes taktisches Spiel essenziell wichtig. Wie in der Physik erfolgt auch auf jede Aktion eine Reaktion. Hat man gleich den richtigen Konter parat, hilft dir das, aus jeder Defensive wieder in Angriff zu kommen. Schlagtechniken helfen dir, sind aber längst nicht alles.

An dieser möchte ich gern auf ein gutes Buch verweisen, was mir zu diesem Thema viel weitergeholfen hat. Das  Buch Tour de Badminton richtet sich vor allem an Anfänger und Fortgeschrittene und ist neben dem Wissen was es vermittelt noch super witzig zu lesen.

So, kommen wir zurück zum Thema, folgendes Video zeigt eindrucksvoll das Zusammenspiel zwischen Taktik und Technik:

Chocolate sundae: All England Badminton 2011 Finals Highlights!

 Zentralposition

Da Badminton ein sehr schnelles Spiel ist und man nie genau weiß, wo der nächste Ball landet, ist das eigene Gleichgewicht ein besonders wichtiger Faktor. Gerade im Einzelspiel sollte man immer darauf achten, wo man sich gerade auf dem Spielfeld befindet.

Nach jedem gespielten Return sollte man daher versuchen, das eigene Gleichgewicht wiederaufzubauen und das aus einer Position heraus, aus der man in seinem nächsten Zug gut kontern kann. Das bedeutet, man darf auf keinen Fall in irgendeiner Ecke des Spielfeldes stehen bleiben.

Damit führen wir den Begriff der Zentralposition ein.

Im obigen Video sieht man deutlich, wie die Spieler nach jedem Zug versuchen wieder in ihre zentrale Position zurückzukehren. Die empfohlene Zentralposition im Einzel befindet sich in der Mitte des Spielfeldes, etwas hinter der Aufschlaglinie. Aus dieser Position lassen sich die meisten Schläge schnell und gut Kontern. Der Sinn dabei ist es, deine Laufwege zum Ball möglichst kurz zu halten, um so schnell auf Gegenzüge reagieren zu können.

Außerdem musst du dir merken, wir können physiologisch bedingt schneller nach vorn, als nach hinten laufen.

Badminton-Taktik-im-Einzel-Zentralposition

Allerdings lässt sich ist die Zentralposition nicht als fixe Position auf dem Spielfeld definieren. Man sollte sich immer den Ball und den Gegner vorstellen und somit nach eigener Intuition die zentrale Position auf die Spielsituation anpassen.

In jeder Spielsituation ist das Einnehmen der eigenen Zentralposition, bzw. das Herstellen der eigenen Stabilität, allen anderen Aktionen vorzuziehen. Bevor wir einen todbringenden Angriff spielen, muss die eigene Stabilität gewährleistet sein. Damit reduzieren wir die Gefahr selbst Fehler zu machen. Das bedeutet, bevor wir in den Angriff gehen ist es in jedem Fall notwendig die eigene Balance vorher zu finden!

 Erwartungshaltung

Wir haben uns nun ausführlich über das Thema Zentralposition unterhalten. Allerdings ist das nur der erste Schritt. Das Thema Balance haben wir bereits angeschnitten, doch wie erreicht man diese am besten?

Dazu führen wir die Erwartungshaltung ein.  Die Erwartungshaltung ist im Prinzip nur ein besonders stabiler Stand, der es uns ermöglicht optimal auf den Gegner reagieren. Die Erwartungshaltung oder auch Grundstellung, ist die Körperhaltung, die wir in Erwartung des nächsten Schlages einnehmen.

Um nicht umsonst zum Ball zu laufen, halten wir folgende zwei Regeln ein:

  • Loslaufen erst, wenn der Gegner den Federball geschlagen hat
  • Bevor der Gegner schlägt nehmen wir eine stabile Position ein

Doch wir machen wir das nun? Für das Einnehmen der Erwartungshaltung werden Hüft-, Knie- und Sprunggelenk leicht gebeugt. Das Körpergewicht wird gleichmäßig auf beide Fußballen verteilt, diese stehen etwa Schulterbreit auseinander. Ellenbogen bis Badminton Schläger werden vor dem Körper gehalten. Die Höhe des Schlägerkopfes richtet sich nach der zu erwartenden Schlaghöhe des Gegners.

Erwarten wir z.B. einen Smash, halten wir den Schläger automatisch tiefer. Erwarten wir einen hohen Gegenschlag, dann halten wir den Schläger hoch. Das schenkt uns ggf. ein paar Millisekunden beim Reagieren.

 Die Eröffnung / der richtige Aufschlag

Bereits im vorangegangenen Blog haben wir uns über die unterschiedlichen Aufschlagtechniken einen Überblick verschafft. Versuchen wir nun die Frage zu klären, wann wir welche Technik anwenden. Jeder Ballwechsel kann defensiv (weiter hoher Aufschlag – Vorhandaufschlag) oder offensiv (kurzer flacher – Rückhandaufschlag) eingeleitet werden.

Beim Vorhandaufschlag ist unbedingt darauf zu achten, dass der Federball möglichst hochfliegt. Die Flugkurve ist idealerweise so, dass wir den Gegner komplett überspielen und der Ball senkrecht, nahe der hinteren Feldbegrenzung landet. Der senkrechte Flug ist dabei besonders wichtig:

Badminton-Taktik-im-Einzel_hoher Aufschlag
  • Denn kommt der Ball zu tief, ist dein Gegenspieler in einer Idealen Angriffsposition.
  • Ist die Flugkurve beim Rückspiel des Gegners senkrecht, kann der Spielball nur halb getroffen werden. Der Schläger trifft zur Hälfte den Kork und zur Hälfte den Federkranz. Dadurch wird die Geschwindigkeit des Returns gesenkt und man selbst kommt in den Angriff.

Möchte man den Gegner direkt beim Aufschlag unter Druck setzen greift man zu einem Rückhandaufschlag. Bei einer idealen Ausführung fliegt der Ball mit einem sehr geringen Abstand übers Netz und landet direkt hinter der Aufschlaglinie des Gegners. Der Gegenspieler muss den Schlag niedrig parieren, ggf. sogar heben. Damit entfallen für seinen Zug alle hohen Schlagtechniken. Diese Technik sollte man allerdings auch beherrschen. Wird der Aufschlag unsauber ausgeführt und der Ball kommt zu hoch, befindet sich dein Gegner in einer idealen Angriffsposition.

Fazit: Prinzipiell gibt es für den Aufschlag kein Patentrezept! Wichtig ist es, im gesamten Match, nicht durchschaubar zu werden. Das Zauberwort heißt also variieren!

 Die Analyse der unmittelbaren Spielsituation

Nach dem Ausführen des Aufschlages beginnt der allgemeine Ballwechsel. Dabei stellt uns jeder erfolgreiche Return des Gegenspielers vor eine neue Spielsituation, die es zu lösen gilt. Um eine Aufgabe lösen zu können müssen wir sie zuerst analysieren. Da wir dafür allerdings nur wenige Augenblicke an Zeit haben, muss das Finden des Lösungsweges möglichst intuitiv erfolgen. Die folgende Analysekette gibt dir dabei eine Hilfestellung. Die Punkte sollten in jedem Spielzug von links nach rechts abgearbeitet werden.

taktische Grundlagen Badminton Einzelspiel

Hasse formulierte drei Grundsituationen, die sich mit der Hilfe der obigen Kette wie analysieren lassen. Diese Grundsituationen lauten:

  • Erste Situation: “Ich habe viel Zeit und meine Körperlage ist stabil.”
  • Zweite Situation: “Ich habe wenig Zeit und meine Körperlage ist stabil.”
  • Dritte Situation: “Ich habe wenig Zeit und meine Körperlage ist nicht stabil.”

 

Erste Situation Zweite Situation Dritte Situation
Lösungsvarianten:
Geschwindigkeit
 Täuschung
Platzierung
Konter
Neutralisierung
Befreiung
Täuschung
Neutralisierung
Befreiung
Konter
Täuschung
Beispiele:
Bei einem hohen Aufschlag oder eines Befreihungsclears des Gegners
Einem Swip oder einem scharfen/ getäuschten Angriffsclears deines Gegners, wenn ich hinten nicht klar bin.
Oder bei einem steilen schnellen Smash an die Linie.
Bei einem unplatzierten Smash des Gegners auf den eigenen Körper.
Oder bei einem Angriffsclear oder einem Swip in mein HF, wenn ich hinten klar bin.

 Grundsätze von Wirkung und Reaktion

Die folgende Tabelle zeigt dir ein paar Grundsätze was die verschiedenen Schlagarten für Wirkungen auf dich und deinen Gegner erzielen können.

Aktion Wirkung auf Ausführenden Wirkung auf den Gegner
Hohe und weite Bälle
  • Du bekommst Zeit dich neu zu Positionieren und dein Gleichgewicht wieder zu finden
  • zwingen den Gegner aus der Feldmitte in Richtung Grundlinie;
  • geben den Gegner Zeit sich auf den Return vorzubereiten;
  • sorgen für eine gute Schlagposition für deinen Gegenspieler;
  • bietet dem Gegner viele Möglichkeiten für hohe Rückschlagtechniken
Schnelle und steil nach unten gespielte Bälle
  • provoziert einen schwachen Return vom Gegner und einen schnellen Punktgewinn;
  • können den Ausführenden auch aus dem Gleichgewicht bringen;
  • eine schnelle Reaktion der Gegenseite ist zu erwarten, daher kann die zentrale Position ggf. nicht eingenommen werden;
  • diese Bälle zwingen deinen Gegner zu einer schnell ausgeführten Reaktion;
  • durch den Druck bringt man den Gegner aus seinem Gleichgewicht;
  • man provoziert Fehler der Gegenseite;
  • außerdem muss die Gegenseite den Ball heben; das Bedeutet, eine eingeschränkte Anzahl möglicher Gegenschläge;
Bälle die ans Netz gespielt werden
  • verlangt ein gutes Ballgefühl und hohe Präzision
  • falsch oder zu hoch gespielte Bälle geben deinem Gegner die Möglichkeit zum Totschlagen;
  • wenig Reaktionszeit für den Gegner;
  • der Gegner wird aus der Feldmitte ans Netz getrieben, wird er aus der Zentralposition getrieben;
Schnelle und weite Bälle
  • kann bei guter Ausführung Fehler, bzw. schwache Gegenschläge provozieren;
  • schlecht Ausgeführt birgt die Chance das der Ball im Aus landet, bzw. der Gegenspieler einen hoch angesetzten Konter spielen kann;
  • solche Schläge bewirken oft einen sehr schnellen Return was ein einnehmen der eigenen Zentralposition erschwert;
  • zwingen deinen Gegner zum schnellen Lauf nach hinten;
  • durch die Rückwärtsbewegung kommt er aus dem Gleichgewicht;
  • außerdem hat er wenig Zeit zu reagieren;

 Zusammenfassung der taktischen Grundlagen im Einzel

Versuche über deine Spielweise Fehler der Gegenseite zu provozieren. Alle Bälle sollten so hoch und so früh wie möglich von dir angenommen werden. Spiele deine Returns am besten so, dass die Gegenseite wenig Zeit zu reagieren hat und die Annahmen möglichst heben muss. Spiele aber immer nur so schnell, wie du selber Spielen kannst.

Treibe deinen Gegner immer aus der Spielfeldmitte. Die Spielfeldmitte dient deinem Gegenüber als zentrale Position. Außerdem bietet sie die meisten Möglichkeiten für Angriffsschlagvarianten. Aus der Mitte heraus sind alle Spielfeldecken gut erreichbar. Das komplette Spielfeld sollte von dir ausgenutzt werden. Versuche deine Bälle möglichst außerhalb der Reichweite deines Gegners zu platzieren. Das bringt ihn auch dazu schneller zu ermüden. Achte dabei unbedingt darauf nach jedem Spielzug wieder deine zentrale Position einzunehmen.

Es gilt den Gegenspieler vor allem im Einzel immer möglichst hinter der Grundlinie zu halten. Ein präzises Spiel zu den Feldaußenlinien ist dabei Pflicht. Achte dabei immer auf ungedeckte Spielfeldbereiche. Spiele nur knapp ans Netz, wenn du sicher einen möglichen Return kontern kannst.

Vermeide immer langsame hohe Bälle, die dein Gegenspieler noch vor der Grundlinie hoch annehmen kann. Das ist die ideale Position um dich unter Druck zu setzen. Taktisch falsch sind zudem langsame, weite Dropschläge kurz vors Netz. Ein Ball der Hoch am Netz angenommen werden kann ist fast immer ein Punkt für den Gegner. Es gilt folgender Grundsatz: “Ein Spiel entscheidet sich immer durch vorne-hinten und nicht links-rechts!”

Finten sind ein gutes Mittel deinen Gegner zu verwirren. Allerdings kann auch deine Gegenseite jeder Zeit Finten nutzen. Bewege dich erst in Richtung des Balles, wenn der Return der Gegenseite bereits ausgeführt wurde. Läufst du einmal in die falsche Richtung los, ist es sehr schwer deine Laufrichtung zu korrigieren.

Kenne deinen Gegner!

Denke über die vorangegangenen „Weisheiten“ gut nach, richtig angewandt können sie dein Spiel im Einzel stark verbessern. Kenne deine eigenen Stärken und Schwächen und dränge jedem deiner Gegner deine eigene Spielweise auf. Du musst das Match kreativ und aktiv taktisch gestalten.

Am wichtigsten ist es deinen Gegenspieler kennenzulernen. Achte immer auf die Reaktionen der Gegenseite und wie sie auf deine eigenen Spielzüge reagieren. Versuche dein Spiel immer zu variieren, damit du nicht berechenbar wirst. Jeder Spieler hat andere Stärken und Schwächen. Der Focus deines Spieles liegt immer auf deinen Stärken und nicht auf den Schwächen deines Gegners. Ein Patentrezept zu gewinnen, gibt es dabei nicht. Anpassungsfähigkeit und voller Einsatz sind für ein erfolgreiches Spiel die halbe Miete.

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verfasst von Martin

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